Lernwerkstatt

Vertrauen Kinder lieber der eigenen Anschauung oder durch Belehrung?

Die HGS-Rosdorf hat den Weg der eigenen Anschauung gewählt und hat 2008 eine von acht Lernwerkstätten in ganz Deutschland eröffnet.

Die Lehrerin, Frau Voss, kommt in den Raum, ganz gelassen und ruhig, anders als ich, der Praktikant und „Stille Beobachter“ Tobias.  Dieses hat einen ganz einfachen Grund, denn ich weiß nicht, was mich hier erwartet, woher auch? Denn ich habe mit so einer, in meinen Augen, „nur“ Lernwerkstatt noch nie etwas zu tun gehabt, denn so etwas gab es in meiner Schulzeit, vor einer gefühlten Ewigkeit noch nicht. Die Lehrerin hat gemerkt, dass ich ein bisschen Zweifel habe und kommt kurz zu mir und sagt: „ Die Lehrerrolle verändert sich von einer Bezugsperson zu einem Beobachter und die Kinder arbeiten völlig alleine.“ Das hat mich nur ein bisschen von meinen Zweifeln befreit. Ob das denn hier so alles klappt?  Ich habe mir bis zum Schluss noch zwei Fragen gestellt: „ Ist so was bei Schülern überhaupt möglich, die in die erste und dritte Klasse gehen und bringt es die Schüler überhaupt weiter?“. Nach einer kurzen Ansage und Begrüßung startet mein Einblick in das Experiment Lernwerkstatt, die Kinder schwärmen aus und verteilen sich vorbildlich an die verschiedenen Tische, wo verschiedene Versuche stehen. Sie bilden selbstständig vor dem Wagen, wo die Materialien für die Versuche sind, eine Schlange, damit keine Unordnung und kein Chaos herrscht. Danach schnappt sich jedes Kind aus der dritten Klasse ein Kind aus der ersten Klasse und sie starten ihre Versuche in Partnerarbeit.  Das hat einen ganz einfachen Grund, denn die Kinder aus der dritten Klasse lesen den Kindern aus der ersten Klasse alles vor, was auf der zwei-seitigen Versuchsanleitung steht. Auf der einen Seite befindet sich der Aufbau und die Durchführung und auf der anderen die Lösung für das Ergebnis.  Die Kinder können so ganz selbstständig, spielerisch und konzentriert lernen.

Es gibt Menschen, die sagen: „ Wenn sich Kinder in der Schule auf etwas mit vollem Herzen einlassen, hat das zwei Gründe:  Erstens, empfinden sie die Angelegenheiten für sich als lohnenswert,  zweitens hoffen sie darauf, von Gleichaltrigen und Erwachsenen anerkannt zu werden, selbst dann, wenn etwas nicht ganz hundertprozentig klappt.“ Dieses Zitat trifft es ganz genau denn ich habe es selbst gemerkt, wie sich die Kinder darauf einlassen, weil es ihnen Spaß gemacht hat und sie sich dafür interessiert haben bzw. Lösungen überlegt haben, welche sie dann kontrollieren.

Es gibt, zum Anfang mit der Arbeit mit den Kindern mit dieser Methode, nur ein kleines Problem, welches aber auch wiederrum kein wirkliches Problem ist, sondern die Kinder zu einer weiteren selbstständigen Recherche animiert. Dieses Problem besteht darin, dass das Kind aufgrund seiner Tiefe in diesem Thema eine Frage stellt, welches es nicht , zumindest nicht in der Lernwerkstatt, alleine mit seinem Versuch lösen kann, hierzu ein ausgedachtes Beispiel: „ Micky macht ein Experiment mit einer selbstgebastelten Wasserlupe und soll beobachten was passiert, wenn er sich jetzt zum Beispiel einen Text anguckt. Doch er fragt sich, wieso das Wasser in seiner Lupe nicht so blau ist wie im Meer.“ Um diese Frage zu lösen, muss er also, wie oben schon genannt, selbstständig recherchieren im Internet, in Büchern oder er fragt seine Eltern. Aber damit er sich nicht, zumindest in Moment nicht, weiter damit beschäftigt, da er ja keine Möglichkeit hat an die richtige Lösung zu kommen, hilft die Lehrerin und bringt ihn zurück in die, für den Moment, richtige Spur mit der er seine eigentliche Aufgabe selbstständig lösen kann. Das bedeutet, dass der Lehrer nur in Notfällen eingreift, wenn ein Kind nicht mehr weiterkommt.